Im Herzen der Natur - mit langer Geschichte


Vor 300 Jahren wurde der Hessenbrückenhammer als Landgasthof gegründet.

Ansprache des Heimatforschers Ph. Heinrich Schmaus aus Wetterfeld am 18.9.1954 aus Anlass der Einweihung des neuen Hessenbrückenhammer unter dem Pächter Willi Schmittmann und seiner Familie:

Man will, daß ich anläßlich dieser Feier über die Geschichte des Hessenbrückenhammers etwas erzählen soll. Ich tue es gern, aber ich will es kurz machen: 

Text1_Geschichte
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Als im Jahre 1186 der Landgraf Ludwig der Dritte zum Schutze seines Gebietes die Burg Grünberg erbaute, ging es ihm vor allem darum, die Verbindungsstraße vom Rhein nach Mitteldeutschland zu sichern, wobei dem Pass an der Hessenfurt durch die Wetter zwischen Wetterfeld und Münster eine besondere Bedeutung zukam. Man hat sehr lange danach geforscht, wo diese Hessenfurt die Wetter durchquerte und es ist mir nicht bekannt geworden, daß man es festgestellt hat. Die Furt glaube ich gefunden zu haben. Zirka fünfzig Schritte Östlich der Brücke befindet sich auf dem Grund des Baches ein Chausseebau von zirka 5 Meter Breite. Von der Stelle ausgehend im Wiesengelände eine sich lang hinziehende leichte Vertiefung, von der man annehmen kann, daß es die Weiterführung des ehemaligen Weges sein könnte.
 

Hessenbrückenhammer alt
 

Der Hammer, das heißt das Eisenhammerwerk an der Hessenbrücke wurde in den Jahren 1708-1709 erbaut. Die Gemeinden Freienseen, Gonterskirchen, Laubach, Wetterfeld, Münster, und Ettingshausen leisten dabei viele Fuhren, die drei letzten freiwillig.
  

Hessenbrückenhammer 1920

Hessenbrückenhammer um 1920
 

Im Jahre 1714 wurde das Wirtshaus an der Hessenbrücke erbaut und der Pächter Neuburger bezahlte einen jährlichen Zins von fünf Gulden.

Im Jahre 1727 machte der Pächter der Friedrichshütte, Johann Wilhelm Buderus, seinen jüngeren Bruder Johann Philipp Buderus zum Verwalter des Hessenbrückenhammer. Da die Gastwirtschaft schon vorhanden war, wurde Johann Philipp Buderus auch Gasthalter genannt.

Schon 1728 erhielt er das Brau-, Brenn- und Schankrecht.

Im Jahr 1799 übernahm der aus Nidda gebürtige Johannes Lehr die Gast und Landwirtschaft auf dem Hessenbrückenhammer. Seine Frau war eine Enkelin von Philipp Buderus. Später wird als Wirt ein gewisser Schillinger genannt.
Das Haus, in dem er Gastwirtschaft und Bäckerei betrieb, wurde um 1884 abgerissen. Der dazugehörige Stall wurde in dem selben Jahr dem Erdboden gleichgemacht. Die Wirtschaft wurde dann in das andere Gebäude verlegt und einige Jahre von einem gewissen Judtze betrieben, bis sie im Jahre 1889 von Hannes Bill übernommen wurde. Auch die Namen Seitz und Fabre sind mit dem Hessenbrückenhammer verbunden. Nach Johannes Bill führte sein Sohn Kaspar und später Konrad Bill das Werk weiter. Anschließend folgte die Tochter Lina, die in nur bescheidenem Maße die Wirtschaft führte.

Auf dem Hessenbrückenhammer wurde Stabeisen hergestellt. Es waren viele Fuhren zu leisten. In diesem Zusammenhang wurde über die sehr schlechten Wege Klage geführt. Zeitweilig waren die Geschäfte unrentabel, so daß der Hüttenverwalter Neuburger Eisen über Frankfurt nach Antwerpen ausführte, welches ihm verboten war.
 

Von 1740 an führte Buderus den Titel Hütteninspekttor. Es kamen schlechte Zeiten, so daß Buderus das Zahlen der Pachtsumme schwer viel.

Jedoch um die Zeit von 1830 blühte das Unternehmen und die Firma Buderus marschierte in der Eisenerzeugung wohl an der Spitze in Deutschland.

Anscheinend ist der Betrieb mit der überall einsetzenden Industriealisierung um 1870 eingestellt worden. Nach Jahren wurde aus dem Hammerwerk ein Sägewerk, das von dem Verwalter Reinhard betrieben wurde.

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Seit 1896 war der Pächter desselben ein Mann namens Reiber aus Giessen, der aber auch nicht bestehen konnte.

Als im Jahre 1906 die staatliche Wasserleitung von Lauter nach Bad Nauheim gebaut wurde, war ein Grund gefunden, wegen Wasserwegnahme das Sägewerk stillzulegen.

1907 wurde das Gebäude zum Abbruch verkauft und von einem Mann aus Röthges erworben. Heute zeigt nur noch eine Vertiefung im Gelände und wenige Mauerreste die Stelle an, an der einst der Hammerschlag erklang oder die Säge sang. So hat auch hier der Zahn der Zeit vieles geändert, aber die Wirtschaft zum Hessenbrückenhammer ist geblieben und Sonntags zog die Jugend aus den umliegenden Orten zur Mutter Bill zum fröhlichen Treiben. Besonders stark war der Besuch jedes Jahr am Himmelfahrtstag. Manch zarte Liebesbande wurden hier angeknüpft, manche Keilerei gab es unter eifersüchtigen Burschen und manche vom Alkohol schwere Fichte wurde heimgeschleppt.
Dann ist auch Mutter Bill von uns gegangen. Vor Jahrhunderten bewegten sich auf dieser Hauptverbindungsstrasse zwischen Rhein und Mitteldeutschland die zahllosen Fuhrwerke, die wohl vom Wartturm bei Grünberg und von der Burg bei Röthges ihr Sicherheitsgeleit bekamen. Die Fuhrleute haben wohl im Gasthaus an der Hessenfurt übernachtet und in den damals noch vorhandenen vielen Stallungen Unterschlupf für die Pferde gefunden. Man kann auch annehmen, daß der Gasthalter Vorspannpferde hielt, denn die Straße hat diesseits und jenseits des Hessenbrückenhammers eine starke Steigung.
 

Hessenbrückenhammer 1954

Hessenbrückenhammer um 1954
 

Diese Straße, die früher nicht so befestigt war und ohne feste Brücke, fuhr Luther am 29.4.1521 als er mit seinem Fuhrwerk vom Reichstag in Worms zurückkehrte und in Grünberg übernachtete.
 

Von 1819 bis 1898 war auf dem Brückenberg das Braunkohlenbergwerk in Betrieb und beschäftigte täglich zirka hundert Arbeiter. Viele Wohnhäuser und Werksgebäude waren vorhanden und es herrschte ein reges Leben. Auch dies alles ging vorbei. Voriges Jahr fand man einen unterirdischen Gang, der vom Keller aus in Nördlicher Richtung fährt und manches Kopfzerbrechen machte. So ist das alte Unbekannte geblieben und vieles verschwunden. Auch der eiserne Anker, der Jahrhundertelang an der Ecke des Hauses als Wahrzeichen der Firma Buderus hing, ist abhanden gekommen.
 

Hessenbrückenhammer 1959

Hessenbrückenhammer um 1959

 
1954 ist Lina Bill aus dem Pachtvertrag mit dem Eigentümer des Hessenbrückenhammer, dem Grafen zu Solms-Laubach aus Altersgründen ausgestiegen.
Der neue Pächter, Willi Schmittmann aus Eimelrod/Waldeck, fährt mit seiner Familie die Gastwirtschaft weiter, nachdem der Graf das Haus innen und außen in einen besseren Zustand versetzt hatte. Willi Schmittmann betreibt außerdem noch einen Nutz- und Schlachtviehhandel.

Es beginnt nun eine neue Zeit im umgebauten und erneuerten Haus. Ich hoffe und wünsche, daß das Leben und der Betrieb auf dem Hessenbrückenhammer blüht und gedeiht zur Freude und zum Wohl des Besitzers und all derer, die dieses schöne Fleckchen Heimat lieben.


Philipp Schmaus, Wetterfeld
Am 18.9.1954
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